![]() |
![]() |
![]() |
Typen von Wissen |
Was ist das: ›Wissen‹?Wer das Wort ›Wissen‹ im Titel des Projekts schreibt, muss sich die Frage gefallen lassen: Was ist das? Das Substantiv ›Wissen‹ ist eigentlich ein Unding. Das Substantiv legt eine Reifikation nahe; aber genaugenommen gibt es nur das (durch das Verb ausgedrückte) Phänomen, dass jemand etwas weiß oder kann (können und kennen wird noch im 18.Jh. synonym mit wissen verwendet, vgl. englisch to know). Die Etymologie (von der idg. Wurzel *uid– ›sehen‹; demnach: erblickt, erfahren haben) bringt wenig Erkenntnis. Interessant ist die Lektüre der Artikel »Wissen« (subst.) und »wissen« (vb.) im Grimmschen Wörterbuch (DWB, Band XIV/2 (1960), Sp. 743–774). Die Differenzierung zwischen wissen – meinen – glauben ist für das Folgende nicht von großem Belang. Es gibt eine lange Tradition der Unterscheidung von Wissenstypen.
(zurück zur Unterseite Visualisierung) |
||
Typen-KatalogUm das Vorurteil einer homogenen Vorstellung von ›Wissen‹ aufzuweichen, wird hier ein ungeordneter und nicht abgeschlossener Katalog vorgestellt. Der Katalog orientiert sich an linguistischen und prädikaten- bzw. aussagenlogischen Gesichtspunkten; es werden logische und inhaltliche Gesichtspunkte berücksichtigt; es kommen im Medium Sprache wie Bild überlieferte Wissensbestände vor. Er ist gewonnen durch Analyse von Enzyklopädien.
|
||
Logische Struktur – ErwerbWie amorph/strukturiert/real die Außenwelt ist, sei dahingestellt. Für unser Problem ist wichtig, dass Wissen immer eine Reduktion darstellt. Dabei wirken im Hintergrund kulturelle (gelegentlich auch individuell erworbene) Konzepte. Wissenselemente sind Konstrukte im Sinne der Theorie von Berger / Luckmann. Omne quod cognoscitur, non secundum sui vim, sed secundum cognoscentium potius comprehenditur facultatem. (Boethius, consolatio, V, prosa 4) Jeder Wissenstyp hat eine bestimmte logische Struktur (die man der oberflächlichen sprachlichen Formulierung oder bildlichen Darstellung nicht zwingend direkt ansieht), z. Bsp.:
Zum Erlernen von Wissen ist je nach Typ eine bestimmte Technik nötig oder praktisch. Einige dieser Erwerbungstechniken sind auto-intuitiv, andere müssen gelernt werden (und sind somit oft kulturabhängig):
Die einzelnen Teile des Wissens sind dendritenartig vielfältig miteinander vernetzt, an anderes Wissen angebunden. Wissenselemente sind in Diskursen / Lebenswelten (Alfred Schütz) verortet. Unkraut gibt es in der Botanik nicht; aber der Gärtner weiss genau, was er ausreissen muss. Wer ein Wissen – sei es noch so gesichert – im falschen Medium anwendet (z.B. der Hobby-Gärtner in einer Biologie-Prüfung) eckt an. Anderes Beispiel: Kind als biologische / juristische / soziale Größe. |
||
LiteraturPeter L. Berger / Thomas Luckmann, Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie, Frankfurt 1970. (The Social Construction of Reality 1966) Carl F. Gethmann, Artikel »Wissenschaftstheorie, konstruktive« in: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, hg. Jürgen Mittelstraß, Mannheim: Bibliographisches Institut, Band IV (1996), S.756–758. |
||
CodaGustave Flaubert, »Le Dictionnaire des idées reçues« (écrit entre 1850 et 1880) Online seit Dezember 2016 – P.M. |
||