Isidor, Etymologiae

     
 

Isidor von Sevilla (um 560 - 636)

Isidor gehört ins Ende der Epoche der Kirchenväter; ein arbeitsfreudiger Schriftsteller, der zu den großen Lehrmeistern das Mittelalters gehört. Seine enzyklopädischen Werke, oft nur mosaikartig zusammengefügte Exzerpte aus anderen Werken, oft auch aus dritter Hand, haben viel Wissensgut aus der heidnischen Antike vermittelt. Sie sind sehr häufig abgeschrieben worden und über ganz Europa verbreitet. Isidor hat ein Synonymen-Wörterbuch verfasst, zwei Naturkunden, einige exegetische Werke mit allegorischen und typologischen Auslegungen, einen Traktat über die Trinität, einen über die Liturgie der Messfeier u.a.m. Die »Sententiae« sind ein Lehrbuch der Glaubens- und Sittenlehre, die z.T. aus Gregors des Großen »Moralia in Job ausgeschrieben« sind.

 
     
 

»Etymologiae«. Hinter den Tausenden von Herleitungen von Wörtern stand der Gedanke, dass das Verhältnis von Wortlaut und der damit bezeichneten Sache ursprünglich motiviert sei (d.h. nicht arbiträr). Isidor und seine mittelalterlichen Nachfolger kennen verschiedene formale Techniken, um ein Wort aus anderem Sprachmaterial herzuleiten:

  • Änderung von einzelnen Lauten: caro a carie dicta; callidus, qui celare novit
  • Zusammenziehung von Silben: vulpes quasi vulnerantes pessime; argumentatio < argutae mentis ratio; cadaver = caro data vermibus
  • Akronym: Deus = dans eternam uitam suis.

Inhaltlich kann zwischen Etymon und Derivat eine metaphorische Beziehung walten (palma quod oppansis est ramis in modum palmae hominis) oder eine metonymische, z.B. homo eo quod ab humo sit creatus [das Bewirkte nach dem Bewirkenden]. Weitere Beispiele:

  • horreum ab hordeo [die Scheune heißt nach dem darin Aufbewahrten, der Gerste]
  • venenum quod per venas vadit [der Inhalt heißt nach dem Gefäß]
  • lapis quod laedet pedem; nox quod noceat oculis [nach der Handlung, die das Denotat des Wortes bewirkt]

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