Bilder von Gott |
Kein Bildnis von Gott — anthropomorphe Bilder von Gott
Das Heilige / Numinose erscheint in Bergen, Tieren, Gestirnen, aus dem Feuer, in fascinosen Monstren und anderen Hierophanien wie beispielsweise einem Gottkönig, in Träumen und ekstatischen Zuständen von Gläubigen, in ›un-natürlichen‹ Wundern. – In der folgenden stark vereinfachenden Darstellung geht es nur um anthropomorphe (menschen-förmige) Visualisierung des Göttlichen in der christlichen Ikonographie. Andere Religionen werden nicht behandelt, so interessant dies wäre. ••• Ikonoklastische Haltung: Gott selbst verbietet im Dekalog den Menschen, sich ein Bild von ihm zu machen:
Moses auf dem Felsen vor dem Empfang der Gesetzestafeln (Exodus 33,20):
Der Prophet Jesaias verspottet die Hersteller von Götzenbildern (Jes 44,9–20):
Jesaias 45,15: Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott. – Vere tu es Deus absconditus. Paulus verwahrt sich gegen eine Sehbarkeit Gottes, wenn er sagt: Als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende. (2. Kor 5,7) 1.Timotheus 6,16: der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag. Ein verwandter Gedanke findet sich in der Areopag-Rede des Paulus (Apostelgeschichte 17,16–34), wo dieser den Athenern sagt, er habe in der Stadt einen Altar mit der Aufschrift »Dem unbekannten Gott« gesehen, und: Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das will ich euch jetzt verkündigen. Dann (17,29):
Solche Ansichten wurden dann gestützt bei der Assimilation platonischen Gedankenguts in der christlichen Tradition. Die Sehbarkeit des ›Wesentlichen‹ wird bekanntlich im Platonismus abgewertet; die Ideen sind jenseits der Sphäre des Sichtbaren. Berühmt sind sodann Sätze von Augustinus (354–430), die er bei der Beschreibung eines mystischen Moments sagt: Ich schaute mit den Augen meiner Seele das allumfassende, unwandelbare Licht, das von einer ganz anderen Art als das kreatürliche ist: Nein, nicht also, sondern anders, ganz anders und gewaltig von alledem unterschieden – aliud valde ab istis omnibus (Confessiones VII, x, 16). Und: Wenn Du es verstehst, dann ist es nicht Gott – si comprehendis non est Deus (Sermo 52,16 in: Patrologia Latina 38,360). Augustinus kennt die Vorstellung des Bilderverbots für Gottheiten auch im Heidentum:
In der Erkenntnistheorie verbietet der Satz, dass Gleiches nur durch Gleiches erkannt werden kann, eine leibliche Anschauung Gottes. Das Theorem wurde angedacht bereits von Empedokles (Fragment Diels/Kranz, Vorsokratiker, Nr. 109); zitiert und auf den Punkt gebracht von Aristoteles Met. III 4, 1000b 6: hê gnôsis tou homoiou tô homoiô. – Vgl.: Artur Schneider, Der Gedanke der Erkenntnis des Gleichen, in: Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters; Texte und Untersuchungen. Supplementband, Band 2 = Festgabe Clemens Bäumker, Münster 1923, S.59–76. > https://books.google.ch/books?id=wFApAQAAIAAJ&hl=de&source=gbs_navlinks_s Xenophanes (ca. 570 – ca. 478 v.u.Z.) verspottet anthropomorphe Gottesvorstellungen auf seine Art:
••• Ikonodule Haltung: Das Gebot, sich von Gott kein Bildnis zu machen, wurde aber in der christlichen Ikonographie immer wieder missachtet: Gott wird anthropomorph dargestellt, wobei verschiedene Bibelstellen (oft simplifizierend) in Anspruch genommen werden konnten:
Berühmt sind die Passagen aus Briefen Gregors des Großen († 604), in denen er sich für Bilder zugunsten der Gläubigen, die nicht lesen können, ausspricht – wobei hier nicht gesagt wird, dass es sich um Bilder von Gott handelt: Gegen den Papst (!) Gregor sind die Reformierten Sturm gelaufen (vgl. J. J. Berns 2014).
Martin Luther lässt 1529 eine Gebetbüchlein mit Bibel-Bildern drucken (Ein betbüchlin mit eym Calender vnd Passional, hübsch zugricht, Wittemberg: Hans Lufft, 1529). Im Vorwort sagt er zur die Bedeutung der Bilder:
Aus der Vorrede zur Zürcher Bibel 1531(verfasst von Leo Jud, 1482–1542):
Konzil von Trient am 3. Dez 1563 > http://patristica.net/denzinger/enchiridion-symbolorum.html Denzinger #1823: Imagines […] non quod credatur inesse aliqua in iis divinitas vel virtus, propter quam sint colendae, vel quod ab eis sit aliquid petendum, vel quod fiducia in imaginibus sit figenda, …
#1825 Quod si aliquando historias et narrationes sacrae Scripturae, cum id indoctae plebi expediet, exprimi et figurari contigerit: doceatur populus, non propterea divinitatem figurari, quasi corporeis oculis conspici, vel coloribus aut figuris exprimi possit.
Man glaube aber nicht, die ikonodule Haltung sei typisch für die Reformatoren! Hier gibt es auch Ikonoklastisches: Heinrich Bullinger (1504–1575), in: Das Zweite Helvetische Bekenntnis / Confessio Helvetica Posterior (1566), übers. von Walter Hildebrandt und Rudolf Zimmermann, Zürich 1966
Das Problem der Unabbildbarkeit bzw. der Visualisierung des nicht Sehbaren stellt sich besonders in illustrierten Bibeln bei Szenen, wo Gott handelnd auftritt.
Es gibt keine lineare historische Abfolge vom menschengestaltig dargestellten Gott zu einem ›vergeistigten‹ Gottesbild. In früheren Darstellungen finden sich bereits abstrakte Gottesbilder, und in späten kommt noch der bärtige Mann vor. Aus diesem Grunde sind die Beispiele hier nicht nach Typen sortiert, sondern einfach chronologisch dargeboten. |
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Erste Beispielreihe: Gott als SchöpferMan kann anhand der Ikonographie der Schöpfung (Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde Genesis 1,1ff.) eine Reihe bilden: Gott als gütiger älterer Mann — eine in einer Lichtergloriole aufgelöste Gottesgestalt — das Tetragramm JHWH* in einem Strahlenkranz oder in einem Dreieck (für die Trinität) — die Gottheit ist nur im natürlichen Sonnenlicht präsent.
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Deus geometraEin frühes Beispiel ist die Darstellung von Gott als Weltenschöpfer in der Bible moralisée (ÖNB Cod. 2554) aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts) Quelle: http://fr.wikipedia.org/wiki/Bible_moralisée_de_Vienne_2554 (<14.02.2015>; public domain) Literatur hierzu: Friedrich Ohly, Deus geometra. Skizzen zur Geschichte einer Vorstellung von Gott [1982], wieder abgedruckt in F.O., Ausgewählte und neue Schriften, hg. U. Ruberg / D. Peil, Stuttgart/Leipzig: Hirzel, 1995, S. 555–598. |
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Der Schöpfer als Mann in zeitgenössischer TrachtIch lob dich schöpffer der natur Das Büchle Memorial, das ist ain angedänckung der Tugend / von Johannsen vonn Schwartzenberg ... mit Figuren vnd reumen gemacht, Augsburg 1534; hier nach der Auflage Anno M.D.XXXX; fol. CXXIr. Vgl.: Lucas Cranach d. Ä. (1530): Paradies <14.02.2015> |
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Gottvater anthropomorph im Strahlen-Nimbus
Holzschnitt siginiert von Anton Woensam von Worms, aus der katholischen deutschen Bibel 1534:
Johann Hoffer, Icones Catecheseos, Et Virtvtvm Ac Vitiorum illustratae numeris. […] , Wittenberg: Krafft, Johann d.Ä. 1560. Holzschnitt von Jost Amman (1539–1591) Neuwe Biblische Figuren/ deß Alten und Neuwen Testaments/ geordnet vnd gestellt durch den fürtrefflichen vnd Kunstreichen Johan Bocksbergern von Saltbzurg/ den jüngern/ vnd nachgerissen mit sonderm fleiß durch den Kunstverstendigen vnd wohlerfahrenen Joß Amman von Zürich. Allen Künstlern/ als Malern/ Goltschmiden/ Bildhauwern/ Steinmetzen/ Schreinern/ &c fast dienstlich vnd nützlich. Getruckt zu Frankckfurt am Mayn/ durch Georg Raben/ Sigmund Feyerabend/ vnd Weygand Hanen Erben M.D.LXIIII. (1564)
Caij Plinij Secundi / Des furtrefflichen Hochgelehrten Alten Philosophi / Bücher und schrifften / von der Natur / art vnd eigenschafft der Creaturen oder Geschöpffe Gottes […] auß dem Latein verteutscht durch M. Johannem HEYDEN / Eifflender von Dhaun […] auß allerley andern Scribenten, damit die Beschreibung der Natur aller vermeldten Geschöpff Gottes bezeuget, vnd als gewiß erfahren für Augen gestellt wirt […] Frankfurt: Sigmund Feyerabend 1565.
Thesaurus sacrarum historiarum Veteris Testamenti elegantissimis imaginibus expressus excellentissimorum in hac arte virorum opera, nunc primum in luce editus sumptibus atque expensis Gerardi de Jode... [Antwerpen]: Sumptibus atque expensis Gerardi de Iode [1509–1591] 1585.
Hermann Heinrich FREY, Therobiblia. Biblisch Thierbuch, darinne alle vierfüßige, zahme, wilde, gifftige und kriechende Thier, Vogel vnd Fisch … beschrieben sind, Leipzig 1595.
Kupferstich von Melchior KÜSEL (1626–1683) aus: Icones Biblicae Veteris et Novi Testamenti. Figuren Biblischer Historien Alten und Neuen Testaments – Proprio aere aeri incisae, et venales expositae a Melchiore Kysel, Augustano. Impressum: Augustae Vind. anno Christiano XDCLXXIX (1679) |
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Gott als diaphane GestaltLiber Genesis Æreis formis a Crispin Passaeo expressus versebusque tam latinis quam Germanicis ornatus, sententijs item ex ss. Patribus desumptis per R.D. Guilielmum Salsmannun … Cleuie [Kleve, Germany] : Apud Iacobum A. Biesen bibliopolam 1629. [Erster Druck 1612, Stecher: Crispijn van de Passe, ca. 1565–1637]
Wolfgang FRANZ, Historia Animalium, In quâ plerorumqve Animalium præcipuæ proprietates … accommodantur, Editio Sexta, Wittenberg 1659. In der Neuauflage 1665 sind die anthropomorphen Reste verschwunden und durch das Tetragramm ersetzt: |
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Das Tetragramm JHWH in einer Gloriole[Christoph Murer zugeschrieben, aber nicht signiert] Biblia: Das ist/ Alle Bücher Alts vnd Newes Testaments: den vrsprünglichen sprachen nach auff das trewlichst verteütschet/ vnnd jetzt von newem wider vbersehen. … Getruckt zuo Zürych bey Johannes Wolffen. Jm Jar M.D.XCVII. [im Kolophon 1596]
[Mit CM signierter Holzschnitt von Christoph Murer (1558–1614); geschnitten von Meister LFM, Formschneider; in:] Novae Sacrorum Bibliorum figurae versibus Latinis et Germanicis expositae. Das ist, Newe Biblische Figuren mit Latinischen und Teutschen versen außgelegt ... / Dem gemeinen Mann und der lieben Jugendt zur anreitzung wahrer Gottseligkeit ... an tag gegeben, Durch M. Samuelem Glonerum Poetam Laureatum, Straßburg/ Getruckt bey Christoff von der Heyden. M. DC. XXV. [1625]; wiederverwendet in einer Bibel Basel: König 1701.
Icones biblicæ præcipuas sacræ scripturæ historias eleganter & graphice repræsentantes. Biblische Figuren/ darinnen die Fürnembsten Historien/ in Heiliger und Göttlicher Schrifft begriffen/ Gründtlich und Geschichtsmessig entworffen/ zu Nutz und Belustigung Gottsförchtiger und Kunstverständiger Personen artig vorgebilget [sic] / an Tag gegeben durch Matthaeum Merian von Basel. Mit Versen vnd Reymen in dreyen Sprachen gezieret vnd erkläret. [Band 1:] Straßburg/ In verlegung Lazari Zetzners Seligen Erben [1625; datiert nach der Vorrede Merians, S.9]
Theatrum biblicum: hoc est historiae sacrae veteris et novi testamenti tabulis aeneis expressae. Opus praesentatissimorum huius ac superioris seculi pictorum atque sculptorum, summo studio conquisitum et in lucem editum per Nicolaum Johannis Piscatorem, 1639 u nd Neuauflagen bis 1674
Johann Ulrich Kraus (1655–1719), Historische Bilder-Bibel, welche besteht in Fünff Theil … gezeichnet und in Kupffer gestochen von Johann Ulrich Krausen, Augsburg 1705.
Bei der Darstellung des Tohu wa-bohu (Genesis 1,1–2) ist hier der Geist Gottes vor der Schöpfung anwesend in der Bezeichnung elohim: [Johann Ludwig Gottfried / Matthäus Merian] Historische Chronica. Oder Beschreibung der Fürnemsten Geschichten, so sich von Anfang der Welt, biß auff das Jahr Christi 1619 zugetragen. [Auflage:] Frankfurt/Main, M. Merians Erben, MDCLVII. Anhang: Diese Art der Darstellung findet man auch auf Bildern mit anderen Motiven, zum Beispiel hier, wo Gott Noah sagt, er solle die Arche bauen: FAC TIBI ARCAM E LIGNIS GOPHER ... (Genesis 6,14). Die Vokalzeichen unter JHWH sind die von adonai. Cornelis Cort (1533–1578) nach Maarten van Heemskerck (1498–1574) |
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Gott als LichtstrahlBiblia ectypa. Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten Testaments, Erster Theil. in welchen Alle Geschichten u: Erscheinungen deutlich und schriftmäßig zu Gottes Ehre und Andächtiger Seelen erbaulicher beschauung vorgestellet worden. ... hervorgebracht von Christoph Weigel in Regensburg 1697. Joh. Melchior Füeßli (Füssli) (1677–1736) zu Psalm 8,5: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenckest? … in: Kupfer-Bibel, in welcher die Physica Sacra, oder geheiligte Natur-Wissenschafft derer in Heil. Schrifft vorkommenden natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt von Joh. Jacob Scheuchzer […]. Anbey zur Erläuterung und Zierde des Wercks in künstlichen Kupfer-Tafeln ausgegeben und verlegt durch Johann Andreas Pfeffel; Augsburg und Ulm: Ch. U. Wagner, 1733. – Tafel DXXXVII Elias Porcelius (1662–1722) und Johann Jakob von Sandrart (1655–1698): Gantz neue Biblische Bilder-Ergötzung: Dem Alter und Der Jugend Zur Beschauung und Erbauung/ Aus dem alten Testament angestellet und mitgetheilet: Von Johann Andreæ Endters Seel. Söhnen in Nürnberg [vor 1701].
Da, so im Thier= als Pflantzen=Reich, euch alles Gottes Wunder weiset; Herrn B[arthold] H[hinrich] BROCKES (1680–1747) Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in physicalisch- und moralischen Gedichten. Sechster Theil. Nebst einer Vorrede zum Druck befördert von E. N. Brockes, Hamburg: verlegts Christian Herold, 1740. |
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… und wiederum als der bärtige MannJulius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872), Die Bibel in Bildern. 240 Darstellungen, erfunden und auf Holz gezeichnet, Leipzig: Wigand 1860. Bei Wikicommons |
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Zweite Beispielreihe: Moses vor dem brennenden Dornbusch (Exodus 3,1ff.)Der Text der Vulgata besagt: Apparuitque ei Dominus in flamma ignis de medio rubi. In der hebräischen Bibel erscheint nicht Gott, sondern ein Bote (mal’ak) von ihm: Im Gegensatz zur Vulgata schreiben Texte der Vetus Latina: Et apparuit ei angelus in flamma ignis de rubo. (Pierre Sabatier, Bibliorum Sacrorum latinae versiones antiquae, tomus primus, 1743, S. 140) Die protestantischen Übersetzer basieren auf dem hebräischen Text:
Die Illustration von Gerard Hoet (1648–1733) gibt genau diesen Text wieder, und die lateinische Übersetzung besagt dem entsprechend: Angelus Domini conspiciendum se præret Mosi in rubio.
Die Bildunterschrift hier macht aufmerksam auf das Zitat in der Apostelgeschichte (7,35), wo Stephanus Moses so charakterisiert: Diesen Mose, den sie verleugneten, indem sie sagten: »Wer hat dich als Obersten und Richter eingesetzt?«, den hat Gott als Obersten und Retter gesandt durch die Hand des Engels, der ihm in dem Dornbusch erschien. – In der Vulgata: cum manu angeli qui apparuit illi in rubo.
Aber der Engel scheint sich ikonographisch nicht überall durchgesetzt zu haben: |
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Gott anthropomorph im DornbuschDieric Bouts d. Ä. zugeschrieben (um 1465–1470). Zwei Szenen auf éinem Bild: Moses zieht die Schuhe aus; Gott erscheint ihm im Dornbusch. > bei Google Art Project
Schönsperger-Bibel 1490. (Moses erscheint gehörnt; die Vorstellung beruht auf einer falschen Übersetzung von Exodus 34,29.)
Die gantze Bibel / der ursprünglichen ebraischen und griechischen Waarheyt nach auffs aller treüwlichest verteütschet, Getruckt zuo Zürich bey Christoffel Froschouer, im Jar als man zalt MDXXXI (1531). Der Holzschnitt ist ein Neuschnitt nach der Lyoner Bilderbibel von Hans Holbein d.J., die erst 1538 erschienen ist. Digitalisat: http://www.e-rara.ch/zuz/content/pageview/5464542
Nicolas Chaperon (1612–1656) Radierung nach Raffael (1483–1520) in: Sacrae Historiae Acta A Raphaele Vrbin. In Vaticanis Xystis Ad Pictvrae Miracvlvm Expressa, Romae: Augustinus 1649. Digitalisat: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/chaperon1649/
Kupferstich von Melchior KÜSEL (1626–1683) aus: Icones Biblicae Veteris et Novi Testamenti. Figuren Biblischer Historien Alten und Neuen Testaments – Proprio aere aeri incisae, et venales expositae a Melchiore Kysel, Augustano. Impressum: Augustae Vind. anno Christiano XDCLXXIX (1679) |
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Der Herr ›buchstäblich‹ im FlammenkranzZunächst Bilder mit dem Tetragramm: Jost Amman (1539–1591) / Heinrich Peter Rebenstock (1545–1591), Newe biblische Figuren, künstlich unnd artig gerissen durch ... Joss Ammann von Zürych; mit schönen teutschen Reimen, welche den gantzen Innhalt einer jeden Figur und Capitel kurtz begreiffen ... gestellt durch Herr Heinrich Peter Rebenstock, Pfarherr zu Eschershaim, Gedruckt zu Franckfurt am Mayn, mit röm. keys. mt. Freyheit: [Sigmund Feyerabend] 1579. Biblia. Das ist alle Bücher Alts und Newes Testaments/ den ursprünglichen Sprachen nach auff das trewlichst verteutschet unnd jetzt von newem wider ubersehen …, Getruckt zuo Zürych bey Johanns Rodolff Wolffen, im Jahr 1618.
Sendung vnd beruff Gottes Wunterbahr. Der Engel auß dem Busch brennend mit Fewerflammen/ Icones biblicæ præcipuas sacræ scripturæ historias eleganter & graphice repræsentantes. Biblische Figuren/ darinnen die Fürnembsten Historien/ in Heiliger und Göttlicher Schrifft begriffen/ Gründtlich und Geschichtsmessig entworffen/ zu Nutz und Belustigung Gottsförchtiger und Kunstverständiger Personen artig vorgebilget [sic] / an Tag gegeben durch Matthaeum MERIAN von Basel. Mit Versen vnd Reymen in dreyen Sprachen gezieret vnd erkläret. [Band 1] Straßburg/ In verlegung Lazari Zetzners Seligen Erben 1625; I, 83.
Biblisches Engel- u. KunstWerck: alles das jenige, Was in Heiliger Göttlicher Schrifft Altes und Neuen Testaments Von den Heiligen Engeln Gottes Dero Erscheinungen Verrichtungen Bottschafften u. Gesandtschafften, Auf mancherley Art und Weise auß Göttlicher Verordnung zu finden ist ... / Mit Fleiß zusammen getragen, in Kupffer gestochen und verlegt von Johann Ulrich Krausen Burger und Kupffer-Stechern In Augspurg — Historischer Bilder-Bibel Anderer theil in sich haltend die Abbildung der Historien des 2. 3. 4. 5. Buchs Mose, des Buchs Josuæ, des Buchs der Richter, des Buchs Ruth. … gezeichnet und in Kupffer gestochen von Johann Ulrich Kraussen, in Augspurg Anno MDCCV. (1705) Tafel 24. Sum qui sum Die Stelle geht so weiter (Exodus 3,14): Mose sprach zu Gott: Sihe/ wenn ich zu den kindern Jsrael kome/ vnd spreche zu jnen/ Der Gott ewer Veter hat mich zu euch gesand/ Vnd sie mir sagen werden/ wie heisst sein Name? Was sol ich jnen sagen? – Darauf antwortet Gott: ähjä aschär ähjä (von Hieronymus übersetzt als: Sum qui sum). Johann Teufel (tätig 1568 – 1584) schreibt diesen Satz als ›Sprechblase‹ über den brennenden Busch: Biblia Germanica … deudsch, Wittenberg: Hans Krafft 1572 |
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Epiphanie Gottes als reine Flamme
Jm feurigen Bosch der HErr erschin/ Tobias Stimmer, Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien/ grüntlich von Tobia Stimmer gerissen: Vnd zu Gotsförchtiger ergetzung andächtiger Hertzen mit artigen Reimen begriffen durch J. F[ischart]. G M., Zu Basel bei Thoma Gwarin 1576.
Im Hintergrund: die Plagen der Israeliten in Ägypten (Exodus 3,7ff.), vgl. den Obelisk. Steht der abgesägte Baum symbolisch für die Taten, mit denen der Herr Ägypten strafen wird (Exod 3,20)? Matthias Scheits (* um 1625/1630 bis um 1700) in: Biblia, Das ist: Die gantze H. Schrifft Alten und Newen Testaments/ Deutsch/ […] Auch durchgehends mit Kupffern gezieret, Lüneburg: Sterne 1672.
Biblia ectypa. Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten Testaments, Regensburg: Weigel 1697. Als Mosen sich der HErr im Flammen-Busch ließ hören. Gantz neue Biblische Bilder-Ergötzung: Dem Alter und Der Jugend Zur Beschauung und Erbauung/ Aus dem alten Testament angestellet und mitgetheilet: Von Johann Andreæ Endters Seel. Söhnen in Nürnberg [vor 1701]. Aus dem Vorwort: Der seel. Herr Johann Jacob von Sandrart [1655–1698] ... hat davon die mehristen Risse erfunden und gezeichnet; Herr Elias Porzelius [1662–1722] ... hat solche in Holz geschnitten; und der bekannte Herr Christof Adam Negelein [1656–1701] ... hat diese Geschicht-Bilder mit Versen ... beleuchtet. Derselbe Holzschnitt wiederverwendet in: Biblia, Das ist: Die ganze Heilige Schrifft deß Alten und Neuen Testaments, ... von Martin Luther. Samt einer Vorrede von Johann Michael Dilherr. Nürnberg, Endter 1747.
Zieh Moses aus den Schu und ehr den Gott der Götter Die Schlange am Boden bezieht sich auf Exodus 4,2ff: Der zur Erde geworfene Stab wird zur Schlange und wieder zu einem Stab. Historiae celebriores Veteris (et Novi) Testamenti iconibus repraesentatae et ad excitandas bonas meditationes selectis Epigrammatibus exornatae, Nürnberg, Chr. Weigel 1712.
Kupfer-Bibel, in welcher die physica sacra, oder geheiligte Natur-Wissenschafft derer in Heil. Schrifft vorkommenden natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt von Joh. Jacob Scheuchzer […]. Anbey zur Erläuterung und Zierde des Wercks in künstlichen Kupfer-Tafeln ausgegeben und verlegt durch Johann Andreas Pfeffel; Augsburg und Ulm: Ch. U. Wagner, 1731–1735. — Tafel CXVII (Umrandung weggelassen) |
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Dritte Beispielreihe: Die Vision des EzechielEzechiel (Hesekiel) 1, 1 Es geschah im dreißigsten Jahr, am fünften Tag des vierten Monats, als ich unter den Verschleppten am Fluss Kebar lebte, da öffnete sich der Himmel und ich hatte eine Vision Gottes (’ælohîm). Die Szene wurde häufig illustriert. (Das in der Vision Gesehene – der Tetramorph – interessiert hier nicht; vgl. dazu > http://www.symbolforschung.ch/tetramorph.html ) Raffael (1483–1520): Man beachte den die Vision empfangenden Ezechiel unten links! (Bild bei Wikipedia) Hans Holbein der Jüngere (1497–1543): Historiarum Veteris instrumenti icones ad vivum expressaæ ... Lugduni [Lyon] M.D.XXXVIII. (1538) Melchior Küsel: Icones Biblicae Veteris et Novi Testamenti. Figuren Biblischer Historien Alten und Neuen Testaments 1679. Christoph Weigel: Biblia ectypa. Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten Testaments, ... 1697.
Es gibt aber bereits früh Darstellungen ohne anthropomorphen Gott: Richard de Verdun, BNF Fr 157 Bible historiale complétée (1320/40), Fol.89r |
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Gott als Wolke (oder in einer Wolke verborgen)An mehreren Bibelstellen zeigt sich Gott in einer oder als Wolke. Nach Exodus 13,21 zog Gott tagsüber in einer Wolkensäule vor seinem Volk her, um ihm den Weg durch die Wüste zu zeigen: aus: Kupfer-Bibel, in welcher die Physica Sacra, oder geheiligte Natur-Wissenschafft derer in Heil. Schrifft vorkommenden natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt von Joh. Jacob Scheuchzer […]. Anbey zur Erläuterung und Zierde des Wercks in künstlichen Kupfer-Tafeln ausgegeben und verlegt durch Johann Andreas Pfeffel; Augsburg und Ulm: Ch. U. Wagner, 1733. Tafel CL Exodus 19,16 (Lutherbibel 1545) ALS nu der dritte tag kam / vnd morgen war /Da hub sich ein donnern vnd blitzen / vnd ein dicke wolcken auff dem Berge / vnd ein dohn einer seer starcken Posaunen / Das gantz Volck aber das im Lager war / erschrack. Vnd Mose füret das Volck aus dem Lager / Gott entgegen / Vnd sie traten vnten an den Berg. Der gantz berg aber Sinai rauchet /darumb das der HERR erab auff den Berge fure mit fewr / Vnd sein Rauch gieng auff / wie ein rauch vom ofen / das der gantze Berg seer bebete Bild von Matthias Scheits in der Bibel Lüneburg: Sterne 1672 passend zur Stelle 20,4 Du solt dir kein Bildnis noch jrgend ein Gleichnis machen / weder des das oben im Himel / noch des das vnten auff Erden / oder des das im Wasser vnter der erden ist.
Exodus 33,9 Sobald Mose das Zelt betrat, ließ sich die Wolkensäule herab und blieb am Zelteingang stehen. Dann redete der Herr mit Mose. Nicolas Chaperon (1612–1656 (Radierungen nach Raffael 1483–1520) in: Sacrae Historiae Acta A Raphaele Vrbin. In Vaticanis Xystis Ad Pictvrae Miracvlvm Expressa, Romae: Augustinus 1649.
Exodus 40,4: Nachdem Moses die Lade des Gesetzes im Zelt verhüllt und weitere rituelle Handlungen vollzogen hat, bedeckte die Wolke das heilige Zelt, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. [Bild Jean Cousin d. J. (1522-1595) zugeschrieben] Figures de la Saincte Bible accompagnées de briefs discours, contenans la plus grande partie des histoires sacrées du vieil et nouveau Testament, 1596. Hier aus der Ausgabe Paris 1614.
Numeri (4. Buch Mose) 12,1: Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, […] 5: Da kam der HERR hernieder in der Wolkensäule und trat in der Hütte Tür und rief Aaron und Mirjam; und die beiden gingen hinaus. (vgl. Luther 1545) Biblia ectypa. Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten Testaments, Erster Theil. in welchen Alle Geschichten u: Erscheinungen deutlich und schriftmäßig zu Gottes Ehre und Andächtiger Seelen erbaulicher beschauung vorgestellet worden. ... hervorgebracht von Christoph Weigel in Regensburg 1697.
Matthäus-Evangelium 17: Jesus führt Petrus, Jakobus und Johannes auf einen Berg; dort wird er verklärt, und es erscheinen ihnen Moses und Aaron, die reden mit ihm. Dann (Vers 5) da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören! 6 Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Bernard Picart inv. / Abraham de Blois sc. in: Taferelen der voornaamste geschiedenissen van het Oude en Nieuwe Testament, En andere boeken, bij de heilige schrift gevoegt, door de vermaarde kunstenaars Hoet, Houbraken, en Picart getekent, en van de beste meesters in koper gesneden, en met beschrijvingen uitgebreid. ’s Graavenhaage: Pieter de Hondt 1728.
Literaturhinweis: Karl-August Wirth, Artikel "Feuersäule (Wolkensäule, Lichtsäule)", in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VIII (1983), Sp. 422–498; |
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Eine Hand aus WolkenSowohl die Metapher der Hand als auch diejeinge der Wolken können biblisch für Gott stehen. Einige Beispiele:
vgl. Andreas Wagner, Artikel »Hand (AT)«, (2007), in: Lexikon Bibelwissenschaft.
Meister Bertram: Jesu Gebet am Ölberg (Matthäus 26,36ff.), nach 1383.
Hartmann Schedel (1440–1514) konzentriert die Gestalt des Schöpfers auf einen Handgestus. Vom werck des vierden tags. Liber cronicarum cum figuris et imaginibus ab initio mundi, auctore Hartmanno Schedelio, Nürnberg: Koberger 1493. Bei Wikisource
Nachdem Moses Wasser aus dem Felsen geschlagen hat (hinten im Bild), wird er vom Herrn bezichtigt, es habe ihm an Glauben gefehlt (4.Mos. 20,12ff.) – eine schwer zu deutende Stelle: Johannes Saubert, Icones Precantivm, Das ist: Christliche Figuren/ zur Gebetstund angesehen : in welchen die Exempla der rechtschaffnen Beter vnd Bußfertigen Hertzen auß heiliger Schrifft abgemahlt/ vnd zur Erweckung grösserer Andacht vor Augen gestellt werden/ .. Gedruckt zu Nürnberg Jn Verlegung Wolffgang Endters, Anno Christi M.DC.XXIX.
Moses empfängt die Gesetzestafeln Exodus 31,18: Und da der HERR ausgeredet hatte mit Mose auf dem Berge Sinai, gab er ihm zwei Tafeln des Zeugnisses; die waren beschrieben mit dem Finger Gottes. Biblia ectypa. Bildnußen auß Heiliger Schrifft deß Alten Testaments, Regensburg: Weigel 1697. In der Emblematik ist diese Darstellung beliebt: Wenn man wird müd in dem Gebet/ Georgette de Montenay: Georgiae Montaneae, nobilis Gallae, Emblematum Christianorum centuria. Cum eorundem Latina interpretatione. Cent emblemes chrestiens de Damoiselle Georgette de Montenay. Lyon, Jean Marcorelle pour Philippe de Castellas, 1571; deutsche Übersetzung aus der Ausgabe 1619.
IN MANU DOMINI SUNT FINES TERRÆ – In der Hand Gottes ruhen die Gebiete der Welt In der Hand Gottes befindet sich der Angelpunkt, um den sich die Erde dreht, und er umfasst die äußersten Enden mit mit seinen Fingern. Gabriel Rollenhagen / Crispin de Passe, Nucleus Emblematum, Band II, Arnheim/Utrecht 1613, Nr.52
NEMO NISI DEXTRA JEHOVÆ (Psal. LXXVII) Des HERREN Händ Ein zbrochen Gfäß ligt auff der Erd/ Johann Mannich, Sacra Emblemata LXXVI In Quibus Summa Unius Cuiusq[ue] Evangelii Rotunde Adumbratur das ist Sechsundsibentzig Geistliche Figürlein, in welchen eines jeden Evangelii Summa Kürtzlichen wird abgebildet, Norimbergae: Sartorius, 1624
Wir menschen GOTTES müntze sind: Aus dem Gesänglein (S.134): Gedenk/ HErr! an dein Ebenbild/ Johann Michael Dilherr, Augen- und Hertzens-Lust. Das ist/ Emblematische Fürstellung der Sonn- und Festtäglichen Evangelien: In welcher zu finden Erstlich/ der Inhalt der Evangelien; Zum Andern/ die fürnehmste darinnen enthaltene Lehren; Zum Dritten/ ein darauf gerichtetes Gebethlein; Zum Vierdten ein Lied/ so auf das Evangelium/ und auf das Emblema/ oder Sinnbild/ gerichtet, [Nürnberg]: Endter 1661; S. 131 Mehr zur Symbolik der Hand hier: http://www.symbolforschung.ch/Haende.html
So kan der Himmel leicht aus Unglücks Ketten Helden-Liebe der Schrifft Alten und Neuen Testaments Zweyter Theil: ebenfalls in 16. anmuthigen Liebes-begebenheiten mitbeygefügten Curieusen Anmerckungen/ Poetischen Wechsel-Schrifften/ und darzu gehörigen Kupffern vorgestellet und ausgearbeitet nach der Art Herrn Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen, Leipzig: Gleditsch und Weidmann 1711.(Autor: Georg Christian Lehms 1684–1717) Bei S. 146 – zur Geschichte von David und Michal (1.Samuel 19). |
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Entfernung von anthropomorphen DarstellungenEinige Graphiker haben bei der Überarbeitung von Bildern mit der Nichtdarstellbarkeit Ernst gemacht: Erstes Beispiel: Die Schöpfung Holzschnitt von Virgil Solis (1514–1562), Biblische Figuren des alten vnd Newen Testaments gantz künstlich gerissen durch den weitberühmten Vergilium Solis zu Nürnberg, Getruckt zu Franckfurt am Mayn/ durch Dauid Zephelium/ Johan Raschen/ vnd Sigmund Feyerabent 1560. In der mit Luthers Text im gleichen Verlag im selben Jahr gedruckten Vollbibel ist Gottvater ersetzt durch eine Strahlenwolke mit den Inschriften JHWH – ΘΕΟΣ – DEVS: Biblia Das ist die gantze Heylige Schrifft, Teutsch; sampt einem Register und schönen Figuren, Frankfurt am Main: D. Zepehlius / Joh. Rasch / S. Feyerabend 1560.
Zweites Beispiel: Die Vision von Ezechiel Matthäus Merian: Icones biblicæ præcipuas sacræ scripturæ ... 1625 Auf dem (wie üblich seitenverkehrten) Nachstich ist der anthropomorphe Gott weggelassen: Afbeeldingen der voornaamste Historien, soo van het Oude als Nieuwe Testament, door verschiede van de gestrykste en vermaardste tekenaars en plaatsnyders seer konstig afgebeeld: […]. Amsterdam: Nicolaus Visscher (nach 1679).
Drittes Beispiel: Die Erschaffung von Eva Claude-Oronce Finé de Brianville, Histoire sacrée en tableaux, pour Monseuigneur le Dauphin, avec leur explication suivant le texte de l'écriture, et quelques remarques chronologiques, 2 Tle. Paris, Charles de Sercy, 1670. Der Augsburger Kupferstecher und Verleger Josef Samuel Edel kopierte 1693 hauptsächlich nach Sébastien LeClercs Bibelradierungen für Brianville (1670), hier die Erschaffung Evas, die Gottesdarstellung durchs Tetragramm (mit der Vokalisierung von Adonai) ersetzt: Abbildung Der Vornemsten Biblischen Historien Alten [und Newen] Testamentes zu finden bey Jos. Sam. Edel. 1693. Bereits in der sog. Feyerabend-Bibel (Frankfurt 1583) wird Gott nicht anthropomorph dargestellt:
Viertes Beispiel: Die Offenbarung an Moses am Sinai (Exodus 19): Zürcher Bibel 1531 (Kopie des Holzschnitts von Hans Holbein)
Christoph Murer (1558–1614) in der Bibel Getruckt zuo Zürych bey Johannes Wolffen. Jm Jar M.D.XCVII. [im Kolophon 1596]
Fünftes Beispiel: Jakob sieht in einem Traum eine Leiter *, die auf der Erde steht und bis in den Himmel reicht und auf der Engel auf- und niedersteigen, ohne eine Botschaft zu bringen. Zuoberst steht der Herr. (1.Moses 28,10 ff.) – (* Das nur hier vorkommende hebräische Wort wird in den frühen deutschen Bibeln mit Leiter übersetzt, und die Bildtradition hält sich meist daran) Holzschnitt von Virgil Solis (1514–1562), Biblische Figuren des alten vnd Newen Testaments gantz künstlich gerissen durch den weitberühmten Vergilium Solis zu Nürnberg, Getruckt zu Franckfurt am Mayn/ durch Dauid Zephelium/ Johan Raschen/ vnd Sigmund Feyerabent 1560. Christoffel van Sichem II (1581–1658, vgl. das Monogramm CVS) in: Bybels Lusthof, ofte Twee Hondert en Veertig, zoo Historien als Leeringen des Bybels; uyt het Oude en Nieuwe Testament, met de Schriftuurplaatsen daar toe dienende. Gesneeden door de beroemde Meester Christoffel van Sichem. En verrykt met Vaersen door B. Blens. Zeer nuttig voor de Jeugt, en in de Bybelsche Geschiedenissen ervaren te werden. [hier aus der Amsterdam: Jan Klooster, 1743 erneut 1754] Dank für mehrere Hinweise auf die Bilder an Andreas M. in B. |
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Anhang: Ein Exemplum betont die Unerkennbarkeit
Man erzählt vom Kirchenvater Augustinus (354–430), dass er einmal während eines Spaziergangs am Meeresufer in großer Ratlosigkeit nach einer Erklärung für die Lehre von der Trinität suchte. Da bemerkte Augustinus, wie ein kleiner Junge mit einer Muschel Wasser aus dem Meer schöpfte und es dann in ein Loch goss, das er im Sand gegraben hatte. »Was machst du denn da, mein Kind?«, fragte er ihn. Darauf sagte der Knabe: »Ich schöpfe das Meer aus und gieße es in dieses Loch.« — Variante I: Augustinus lächelte und musste sich sagen: »Das ist eine Lektion, die der Herr mich lehrt. Versuche ich nicht dasselbe?« — Variante II: Augustinus schalt den Jungen einen Narren, der aber stand auf und sagte: »Du glaubst klüger zu sein; Du meinst mit deinem Verstand die Ewigkeit begreifen zu können.«
Text bei: Joseph Klapper, Erzählungen des Mittelalters in deutscher Übersetzung und lateinischem Urtext, Breslau 1914, Nr. 23. – Im Hintergrund dürfte stehen Jesaja 40,12 Quis mensus est pugillo aquas, et cælos palmo ponderavit? (Vg.) Wer misst das Meer mit der hohlen Hand? Wer kann mit der ausgespannten Hand den Himmel vermessen? Wer misst den Staub der Erde mit einem Scheffel? Wer wiegt die Berge mit einer Waage und mit Gewichten die Hügel? (Einheitsübersetzung)
Wolf Traut (1518) > http://www.zeno.org/nid/20004334612
British Library Add MS 34294 = The Book of Hours, known as the ›Sforza Hours‹ (1490–1521), Fol. 199v.
Sanctorum et Martyrum Christi Icones quaedam artificiosissimae: = Der heiligen und Martirer Gottes künstliche Bildtnussen, Franc[ofurti]: Egenolphus 1551
In seiner Neuausgabe von Cesare Ripas »Iconologia« gibt J. G. Hertel (1700–1775) den Personifikationen Szenen bei, die denselben Begriff als Exemplum wiedergeben. Der Begriff Deitas / Gottheit wird einerseits mit dem Tetragramm in einer Gloriole veranschaulicht; die sieben zur Erde tropfenden Flammen mögen die Sieben Gaben des Heiligen Geistes bedeuten. Dazu kommt die Illustration der Exempel-Geschichte für die Unerkennbarkeit Gottes: Augustinus wolt ergründen, waß niemand weiß außzufinden. Des berühmten Italiänischen Ritters, Cæsaris Ripæ, allerleÿ Künsten, und Wissenschafften, dienlicher Sinnbildern, und Gedancken, Welchen jedesmahlen eine hierzu taugliche Historia oder Gleichnis beÿgefüget. dermahliger Autor, und Verleger, Joh. Georg Hertel, in Augspurg [ca. 1760]. Eine ältere Version bezieht sich nicht auf Augustinus, sondern auf Alanus ab Insulis († 1202/3). Sie ist überliefert in Handschriften [?] und Frühdrucken, als Prohemium zu »Doctrinale altum seu liber parabolarum Alani«:
Deutsche Übersetzung hier aus: Alanus ab Insulis, Der Anticlaudian oder die Bücher von der himmlischen Erschaffung des Neuen Menschen, Übers. u. eingel. von Wilhelm Rath, Stuttgart: Mellinger 1966, S. 23. Text aus einer Ausgabe 1501 in Migne, Patrologia Latina 201, Col. 15D. Druck Köln, ca. 1490 > http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/alanus1490 Druck Köln: Quentell 1497 > https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11303210?page=6 Clemens von Burhausen O.F.M.Cap. (1639 – 1732/34) zitiert die Geschichte in einer Predigt in »Seraphisches Jäger-Horn« (postum). Zitiert in: Elfriede Moser-Rath, Predigtmärlein der Barockzeit: Exempel, Sage, Schwank und Fabel in geistlichen Quellen des oberdeutschen Raumes, Berlin: de Gruyter 1964, Nummer 257. Die Tradition dieser (ins 12. Jh. zurückreichenden und interkulturell verbreiteten) Anekdote ist aufgearbeitet von Johannes Bolte, Die Legende von Augustinus und dem Knäblein am Meere, in: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 1906, S. 90–95. Roland Kany, Augustins Trinitätsdenken: Bilanz, Kritik und Weiterführung der modernen Forschung zu "De trinitate" (Studien und Texte zu Antike und Christentum 22), Tübingen: Mohr Siebeck 2007, S.306ff. zitiert eine Stelle aus Petrus de Natalibus, Catalogus Sanctorum 1369/72. |
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Hinweise auf Forschungsliteratur zum ThemaErik Hornung, Der Eine und die Vielen. Ägyptische Gottesvorstellungen, Darmstadt: WBG 1971. Artikel »Gott, Gottvater« in: Engelbert Kirschbaum / Wolfgang Braunfels u.a. (Hgg.), Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg 1968–1976, Band 2, Sp. 165–170. Othmar Keel, Jahwe-Visionen und Siegelkunst (SBS 84/85) Stuttgart 1977. Margarete Stirm, Die Bilderfrage in der Reformation, Gütersloh 1977. Karl-August Wirth, Artikel »Feuersäule (Wolkensäule, Lichtsäule)« in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte (1983) = RDK VIII (1983), 422–498. Ingeborg Ströle, Totentanz und Obrigkeit. Illustrierte Erbauungsliteratur von Conrad Meyer im Kontext reformierter Bilderfeindlichkeit im Zürich des 17. Jahrhunderts, Frankfurt am Main [etc.]: P. Lang 1999 (Europäische Hochschulschriften Reihe 28 Kunstgeschichte, Band 343); bes. S.149–165. Cécile Dupeux / Peter Jezler / Jean Wirth (Hgg.): Bildersturm – Wahnsinn oder Gottes Wille?, München: Wilhelm Fink 2000, (454 S., 700 Abb.) Jörg Jochen Berns, Von Strittigkeit der Bilder: Texte des deutschen Bildstreits im 16. Jahrhundert, Berlin: De Gruyter, 2014–2023 (Frühe Neuzeit; Band 184) (3 Bände ). Christoph Markschies, Gottes Körper. Jüdische, christliche und pagane Gottesvorstellungen in der Antike, C.H.Beck-Verlag, München 2016 (900 Seiten). Michaela Bauks, Bilderverbot (AT) in: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/15357/ Astrid Nunn, Götterbild > https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/19712/ Jürgen van Oorschot, Anthropomorphismus > https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/13433/ Website zu Bibelillustrationen von Andreas Moser und Paul Michel |
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Zusammen- und online-gestellt von P.Michel am 14. Februar 2015, ergänzt 30.5.2015, September 2016, Mai 2017, Januar 2018, November 2019, März 2020, Oktober 2020, Oktober 2021, Mai 2022, Oktober 2022, März 2023, Mai 2023, Februar 2024, April 2024, Juli 2024 .... |
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